Servus,
hier mal als Ausnahme ein Bericht der von meinem damaligen Bergspezl Jens verfasst wurde :
Am Donnerstag habe ich mir noch schnell das Topo der Fußstein
Nordkante bei bergsteigen.at ausgedruckt und dachte: Naja, eine 5- , 450
m Wandhöhe mit ca. 14 Seillängen, relativ kurzer Gletscherzustieg und
in ca. 2 Stunden ist man wieder zurück am Ausgangspunkt (Geraer Hütte).
So schlimm wird das nicht werden. Wir haben Juli - also Sommer - und letztes Jahr saß ich fast um die
gleiche Zeit, mit kurzen Hosen und ohne T-Shirt, auf der Hohen Geige.
Ok,
dann am Freitag schnell den Rucksack gepackt und los. Der Aufstieg zur
Geraer Hütte ist sehr angenehm. Er ist nicht so steil und bietet die
Aussicht auf eine beeindruckende Bergkulisse (Sagwandpfeiler). Nach
unserer Ankunft fragte uns der Hüttenwirt, welche Tour wir morgen
planen und wir antworteten ihm, dass wir morgen in die Nordkante am
Fußstein einsteigen wollen. Da sah er uns doch etwas skeptisch an. Denn
in der Tat, es lag noch einiges an Neuschnee der letzten Wochen in der
Wand.
Da
aber Daniel's Optimismus kaum zu überbieten ist, starteten wir am
nächsten Morgen um 05:00 Uhr an der Hütte. Überquerten den Gletscher -
der ganz schön spaltenreich ist - und gelangten über das Einstiegsband
zum ersten Standplatz. Gott sei dank dachte ich , denn meine Befürchtung war, dass wir vor lauter Schnee die Bohrhaken nicht finden würden.
Gegen 07:30 Uhr begann die Kletterei im Urgestein. Zu diesem Zeitpunkt waren unsere Füße bereits klitsch nass.
So kletterten wir die ersten Seillängen vorbei an schönen Rissen und
nassen Platten, bis wir am Ende der 4. Seillänge in die markante Rinne
querten. Da lag soviel Schnee, dass wir die eingebohrten Stände in der
Rinne nicht fanden.
Jetzt
wurde es richtig nass und die Route zeigte ihren alpinen Charakter.
:? Wir wühlten uns mit Kletterschuhen die Schneerinne hoch und
erreichten das zweite große Band. Unsere Hände und Füße waren durch die
Kälte, die sich mit der Nässe einstellte, taub und steif. Auch wenn die
Wolken sich abundzu öffneten, an unserer Kante hatten wir keine Sonne.
Kurz vor dem Gipfel, ging zu unserer Begeisterung, auch noch ein
richtiger Schauer nieder. Naja dachten wir, Hauptsache oben. Und siehe
da: Am Gipfel fanden wir dann auch ein lauschiges Plätzchen zum
Ausruhen.
Am Gipfel und das historische Tourenbuch der Geraer Hütte
Laut
dem Hüttenwirt ist der Abstieg durch die Südflanke reines Gehgelände.
Das hieß für uns: In zwei Stunden sind wir gemütlich wieder zurück. Der
Anfang war auch ok. Doch der Rest verlangte uns noch mal alles ab.
Steile Schneerinnen absteigen, verschneite und wasserüberflutete
Felspassagen abklettern. Alles in ernstem und steilem Absturzgelände –
mit nur wenigen Möglichkeiten zum sichern.
Nach über 3 Stunden hatten wir es endlich geschafft. Zum Glück hat keiner gehört, wie wir geflucht und gestöhnt haben.
Der Hüttenwirt war dann auch ganz froh, dass wir wieder heil unten
waren, denn die Wetterbedingungen und die Verhältnisse in der Wand waren
doch nicht so ideal. Auch gab es schon mehrer ernsthafte Unfälle. Er
gratulierte uns und wir durften uns sogar in das hütteneigene Tourenbuch
eintragen - nicht zu verwechseln mit dem DAV-Hüttenbuch, in das sich
jeder Gast einträgt. Der erste Eintrag stammte aus dem Jahre 1927 und es
war noch nicht mal halb voll. Wir fühlten uns geehrt.
Das Angebot
des Hüttenwirtes, unsere Rucksäcke kostenlos mit der Materialseilbahn
ins Tal zu befördern, nahmen wir dankend an und stiegen ab. Um 19:30 Uhr
endete unsere Tour am SWIFT und erst jetzt konnten wir, die immer noch
klatsch nassen Schuhe und Socken ausziehen. Meine Zehen sind jetzt – 3
Tage später - immer noch taub.
FAZIT:
- sehr schöne Tour
- eingebohrt sind nur die Stände (Keil- und Friendgelände)
- am besten erst begehen, wenn der Gletscher aper ist und kein Schnee mehr in der Tour liegt
- sie sollte nicht unterschätzt werden – kein Plaisier-Gelände
Gruß Jens und Daniel
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